irgendwann
- irisrabensteiner
- 19. Okt. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Und da sitzen wir, in dieser lauen Sommernacht.
Deine Hand liegt auf meinem Rücken.
Wir genießen ein Glas Wein.
Wir reden nicht.
Wir genießen die Stille.
Denn in ihr liegt so viel Kostbarkeit, jetzt da sie so rar geworden ist.
Ich blicke in den Himmel und finde sofort diesen leuchtenden Punkt – unseren Stern,
der alle anderen Lichtfleckchen überstrahlt.
Ich lächle.
Er ist immer noch da, hält die Stellung – treu an seinem Platz.
So wie damals am Himmelszelt über der Stadt, unserem zweiten Zuhause.
Wo wir noch nur wir waren.
Zwei eigenständige Menschen ohne Verpflichtungen außer dieser, uns selbst gegenüber.
Unabhängig.
Frei.
Damals, als Zeit noch keine Rolle spielte und Pläne schlicht in spontane Aktionen umgewandelt werden konnten.
Unbändig und abenteuerlich.
Damals gab es nur dich und mich.
Und wir saßen ebenso auf meiner Terrasse, mit einem Glas Wein, in lauen Sommernächten.

Der Unterschied zu heute Abend: dieser kleine Apparat, unscheinbar und zierlich leuchtend.
Er, der diese angenehme Stille jederzeit durchbrechen kann.
Er, unser fixer Begleiter in romantischen Abenden wie diesen – er ist: unser Babyphone.
Und dieses Damals ist noch gar nicht so lange her und doch fühlt es sich oft so an, als wäre es ein anderes Leben gewesen. Und ich weiß, dass es dir auch so geht. Hin und wieder packt uns diese kleine Sehnsucht, ganz still und heimlich nach damals, als wir noch nur wir waren.
Wir beide.
Ich trinke einen Schluck Wein, zwinker unserem Stern zu. Ich lächle dich an und du lächelst zurück. Als wolltest du sagen: Ich weiß was du gerade denkst...
Und so sitzen wir da. Und wir beide wissen, dass die Zeit kommen wird, in der wir wieder auf unserer Terrasse sitzen werden, in lauen Sommernächten mit einem Glas Wein. Die Stille genießend. Und wir werden uns zurücksehnen an heute: an die Abende mit unserem vermeintlich stummen Begleiter, dem Apparat unscheinbar und zierlich leuchtend. Und wir werden uns wünschen, dass er doch noch einmal unsere Stille durchbrechen möge.
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