vermissen.
- irisrabensteiner
- 4. Dez. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Ich hätte es nicht für möglich gehalten, als Mutter mal so vieles zu vermissen,
und prompt ist es da: dieses aufdringliche, hartnäckige schlechte Gewissen -
weil ich das denke und ich mir eingestehen muss, dass es wohl der Wahrheit entspricht,
weil ich mir einreden lasse, als Mami da darf man das doch nicht.
Etwas vermissen, obwohl ich doch das Allerwertvollste bekommen habe?
Ich weiß das und das ist es, was ich als mein Gewissen zu mir selber sage.
Gleichzeitig weiß ich, dass nur weil man plötzlich Mami geworden ist,
man sein “altes Leben” doch nicht einfach so total vergisst...
Und so vermisse ich es hin und wieder
beim stundenlangen Autofahren meine Lieder
lauthals und voller schiefer Töne mitzusingen.
Vermisse es, nackt in einem Bergsee zu schwimmen,
morgens so lange wie ich will im Bett zu bleiben,
mir mit einem spannenden Buch den Nachmittag zu vertreiben.
Es fehlt mir manchmal abends ganz spontan, auf einen Berg zu gehn,
um mir mit meinem Herzensmenschen den Sonnenuntergang anzusehn.
“Misch-Masch” zu essen, gerade das, was der Kühlschrank hergibt,
ohne Essenszeiten wild drauflos, ganz nach meinem Appetit.

Ich vermisse es, Geplantes einfach so umzudenken
und mir alleine meine volle Aufmerksamkeit zu schenken.
Mich stundenlang beim Malen zu verlieren,
im Casino mein halbes Vermögen zu riskieren...
Vermisse sie, die versteckten kleinen Buchten – geheimnisvoll und kristallklar,
ungeplant auf dem Strand zu schlafen, nur weil er so wunderschön war.
Unabhängig und frisch verliebt in Innsbruck auf Wolke Sieben zu schweben...
Ja, es gibt so einiges, was ich manchmal vermisse von meinem alten Leben.
Dass uns das Eltern sein so ungemein viel schenkt, ist eine Tatsache, die zweifelsfrei stimmt
und gleichermaßen gibt es da aber auch das eine und andere, was es uns nimmt.
Ich glaube, es ist schon ganz okay, das hin und wieder zu bedauern,
und in manchen Momenten auch um sein “altes Leben” ein wenig zu trauern.
Denn gleichzeitig kann mein Herz voller Liebe und Dankbarkeit sein,
weil ich glaube Elternsein fühlt sich vielseitig an und kennt nicht nur das eine allein.
Und irgendwann kommen bestimmte Momente ja wieder,
da trällern wir erneut unsere Playlist anstelle der Kinderlieder.
Und manche Zeiten, die sind dann auch einfach vorbei
Und das ist okay so, wir waren ja schließlich einmal schon dabei.
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